31.05.05

freie abende

Endlich wieder Abende ohne Verpflichtungen. Nur leider wird es wohl nichts, dann auch mal draussen sitzen zu können. Wegen erneuten Kälteeinbruchs. Sommerfreuden gibt es derzeit nur sehr punktuell.

30.05.05

gewissenskonflikt

Eine Geburtstagsfeier, zu der man nicht gehen möchte. Man möchte aber auch nicht am Telefon gratulieren und mit einer Ausrede absagen. Man möchte aber auch nicht mit demjenigen ganz brechen. Hätte man mal rechtzeitig Urlaub in dieser Zeit geplant. Das wäre eine Lösung gewesen.

29.05.05

sommerbeginn

Wie froh es macht dieses Sommerwetter, die abendliche Wärme, der Geruch der Pflanzen, die schnellen Schwalben. Freude selbst über die Fliegen und Spinnen, einfach weil auch sie Sommer bedeuten. Abends unendlich lange mit Rotwein bei Kerzenlicht draussen sitzen. Pläne für einen grossen Sandsteintisch.

27.05.05

heute

Sommerwarm. Müde entzündete Augen. Rauswollen. Brot kaufen müssen. Zu wenig Zeit ... der ewig gleiche Singsang...

26.05.05

frage

Frieda fragt: Warum ist das alles so hoffnungslos? Warum interessiert es niemanden wirklich?

Sie weiss die Antwort auf diese Frage. Ein unheimliches Wissen ist das.

24.05.05

weg

Das Schwierigste am Weg der Vervollkommnung: Sich unabhängig zu machen vom Urteil anderer.

nicht lösbar

Die Grundangst: Nicht zu genügen. Nicht angenommen zu werden.

Diese Angst niemals loswerden.

kunstbeflissen

Diese Leute (Mittelstandsspiessbürger/Hierarchiengrabscher/kunstbeflissene Kunstbanausen), die einen abfragen, was man denn kulturell macht. Ob man ein Anrecht hat. Regelmässig in das Theater, die Oper, das Konzert geht.

Im Gespräch über das Stück "Der Zauberberg" kommt die Aussage "noch nie etwas von Thomas Mann gelesen". Uahh. Sie lesen die Bücher aus den Bestsellerlisten und gucken klug und empört, wenn man selbst diese nicht gelesen hat. By the way - ziemlich nett gesagt:
Es ist ja selten, dass ein Bestseller auch ein gutes Buch ist. Die meisten Bücher in den Bestsellerlisten seien ja nur, wie mein Vater (der Verleger Ernst Rowohlt) zu sagen pflegte, rot glühende Kosakenscheiße.
(Harry Rowohlt)
Sie, die nichts von dem verstehen, was man selbst macht. Was man liest, sich anschaut, sich anhört. Versucht man davon zu erzählen, bleiben sie ratlos zurück. Es keimt auch kein Interesse auf. Ratlosigkeit und Schweigen - nunja. Aber diese wollen einen beurteilen, einordnen, bewerten. Hierarchien überprüfen.

Warum redet man mit denen? Weil man sonst nur sehr selten reden würde? Weil das Nachbarn oder Verwandte sind? Weil man vor Befangenheit nicht reden kann mit denen, die man als seelengleich und wirklich gut empfindet?

schild

An einem Schild "Tierklinik" vorbeifahren und sich wie ein kleines verwundetes Tier fühlen.

22.05.05

familientreffen

Zwei Familientreffen an einem Tag.

Beim ersten das Gefühl eine ganz gute Unterhaltung gehabt zu haben , aber bei der Verabschiedung nach drei Stunden absolut erschöpft. Danach überzeugt gewesen, an diesem Tag mit niemandem mehr sprechen zu können. Total ausgelaugt.

Aber es liess sich nicht umgehen an diesem Abend noch bei einem zweiten Familientreffen aufzuschlagen. Vor Erschöpfung fast hingekrochen. Nur mal ganz kurz anstossen. Wundersamerweise war auf einmal alles leicht und gut, und die Kraftlosigkeit verschwand vollkommen. Angenehm, entspannt, gute Gespräche, gute, interessierte Menschen. Einander mögen.

Unfassbar wie schnell Kraft schwinden aber auch wieder zunehmen kann allein durch Kommunikation.

Leider war das zweite Familientreffen nicht das der eigenen Familie.

18.05.05

...

...dass es im Grunde nichts zu sagen gibt.
Sehr schön das.

täglich

Am Morgen so vieles im Kopf, was man schreiben will und muss. Dann vom Tag aufgefressen werden.

tonart

Es nicht hinkriegen, den richtigen Ton zu finden und durchzuhalten. Da schwingen zu viele Töne, die immer wieder einander überlagern.

15.05.05

empfindsamkeit

Wie es wäre so empfindsam zu sein und das auch leben zu können. Nicht zerstört zu sein. Nicht schon am Anfang zerstört zu werden.

14.05.05

verabredungen

Die letzte Woche war zu voll mit Abenden, an denen es Verabredungen gab, und Schlaf und notwendige Auszeiten zu kurz kamen. Daueranspannung. Bringt einen in keinen guten Zustand.

Jetzt endlich etwas Ruhe und die Überlegung, welches von den vielen abendlichen Gesprächen wirklich gut und wertvoll war. Die Ausbeute ist sehr gering. Aber jetzt wissen, wo es den vollendetsten Latte macchiato und wo es den besten Yogitee zu trinken gibt, was der Nichte und dem Neffen bei ihren Problemen auf dem Weg des Erwachsenwerdens helfen könnte, was die nächsten künstlerischen Pläne sind, welche Vernissage demnächst zu besuchen und welcher Kontakt aufzubauen ist. Und das ist doch schon ganz schön. Also nicht gleich wieder alle Sozialkontakte verwerfen und in die autistische Ecke gehen.

märchenhaftes im aldi

Das Einkaufen sollte heute ganz gering gehalten werden. Keine Nerven für volle Supermärkte mit langen Schlangen an den Kassen. Nachdem die Kartoffeln auf dem Biomarkt sehr zu wünschen übrig liessen, beschlossen ein Netz Kartoffeln aus dem Aldi mitzunehmen, da der direkt am Weg liegt. (Das Kranke ist, dass zuerst einmal geschrieben werden muss, dass man nun eigentlich nicht immer im Aldi einkauft...)

Gut, also im Aldi: Da sprechen hinter mir zwei Männer in einer fremden osteuropäischen(?) Sprache, die nicht zuzuordnen ist, und mit osteuropäischen Sprachen kenne ich mich ganz gut aus. Ich drehe mich um und sehe zwei alte Männer, die aus einem russischen Märchen entsprungen sind. Sie sind sich ähnlich, klein und rund. Runde, rote, fröhliche Gesichter. Unglaublich angezogen, seltsame Fellwesten, zu kurze weite Hosen. Und sie gehen und blicken genau wie diese halbguten und halbspitzbübischen Geisterwesen aus den alten russischen Märchenfilmen. Schauen in die Regale, beratschlagen sich, und alles an ihnen stimmt, jede Geste, jeder Blick - sie sind aus dem Märchenreich.

Keiner sieht es. Aber die konnten sich ja schon immer gut tarnen in der Menschenwelt.

09.05.05

im brustkorb

Sie sitzen in meinem Brustkorb und in meinem Kopf. Seit gestern Abend und hoffentlich noch lange. Nichts kann mir etwas anhaben, keine Banalitäten, keine Dummheit und keine Bosheit, solange sie da sind. Diese wunderbaren Besessenen. Die von ihnen erzeugten unglaublichen Bilder.

Ich kann nicht wirklich darüber schreiben. Es geht ganz tief. Es ist mir ernst und heilig.

zusammenfügen

Immer wieder glücklich, wenn man an den Punkt kommt, an dem Puzzleteile des Lebens, die das Bild nur ahnen liessen, um das noch fehlende Teil ergänzt werden, und alles sich fügt, die Dinge klarwerden. In der Spirale der Entwicklung eine neue Stufe erreicht.

Wandlung geht langsam. Verweilen, wenn man einen Aussichtspunkt erreicht, um dann mit neuer Energie weiterzugehen.

alptraum

Umwandlung des Traums in den Alptraum, des Sehnen und Hoffens in Bedrückung und Erdrückung.

07.05.05

extrem

Sich immer wieder zu extremen Denken und Tun veranlasst sehen.

Das Extreme lieben.

misanthropie

Umgeben von hohen Wänden voller Strohdummheit.

Es ist klar, warum all die Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten (besser "Menschlichkeiten") geschahen, geschehen und immer geschehen werden.

Ein seltsamer Zustand der Klarheit, die Strohdummheit so unverfälscht und schonungslos zu sehen.

06.05.05

mal eben

Diese Leute, die glauben, wenn man einen Tag zuhause ist und "frei hat", man stände ihnen zur Verfügung. Nein, das ist mein Tag! Dieser Tag ist verplant, ausgefüllt, soll mich in meinen Dingen vorwärtsbringen. Der Tag gehört meinen Träumen und Gedanken, meinen Büchern und der Verinnerlichung. Da können wir nicht eben mal zusammen ... "weil du ja eh zuhause bist". Nein, das ist nicht gut zu ertragen.

04.05.05

leben

Manchmal ist neben dem Denken und Träumen das Leben zuviel und manchmal ist es zuwenig.

wahnsinn leben

Es lösen sich die Blockaden. Auf einmal geht alles... wieder...

Angst ist weggestellt, Wahnsinn zugelassen. Die Formel ist, einfach Irres zu tun. Wahnsinniges machen, um nicht wahnsinnig zu werden. Eigentlich bekannt, aber nur temporär zu leben. Diese Sch***vernunft und das Einsehen und das Sichfügen über längere Zeit erzeugen einen so dicken Panzer, dass das freie Atmen behindert wird. Jetzt tief durchatmen, frei und leicht. Das Gefühl, alles schaffen zu können.

Wahnsinnsideen sind ja immer da. Aber jetzt wird auch etwas davon gelebt. Ein guter Zustand. Möge er lange anhalten.