31.05.06

hinter der fassade

Wenn man beim Kaufen der Blumen für seinen Geburtstag plötzlich die Eingebung hat, dass die blassgelben Schwertlilien aus dem Garten, deren regenfeuchte Blütenblätter zerfressen und mit kleinen schleimigen Nacktschnecken besetzt sind, die richtigen Blumen wären, weil sie den Zustand des eigenen Herzens ihm gegenüber widerspiegeln, dann weiss man, dass man ihm nicht wirklich verziehen hat. Und ahnt, dass man es niemals tun wird. Und sollte es dabei belassen. Mehr geht nicht.

19.05.06

gute woche

Eine beeindruckende, nicht mehr junge, aber wunderschöne Tänzerin, die den Kurs im Jazzdance hielt. Professionell, voller Ausstrahlung. Das Tanzen war so schön, dass es lange in einem bleibt. Die Tänzerin, die leider nur als Gast aus M. da war, hat mein Herz und nicht nur meines berührt.

Am nächsten Tag, noch beschwingt von den Tanzstunden, den neuen Yogalehrer gefunden, endlich. Einen, der eine angenehme spirituelle Ausstrahlung hat. Gute Augen. Gütig. Es ist schwierig in dieser Stadt überhaupt spirituelle Angebote zu finden, die nicht obskur sind.

Zwei gute Menschen in einer Woche. Nicht zu vergessen, dass in diesen Tagen die Freundschaft mit A. eine Vertiefung erfahren hat, wir reden jetzt anders, tiefer, ehrlicher, vorbehaltlos.

Eine gute Woche.

16.05.06

time confusion

Neuerdings macht die Zeit so merkwürdige Sachen. Es häufen sich Tage und Wochen, die so schnell vergehen, dass es nicht zu fassen ist, also ich meine jetzt wirklich ungeahnt schnell. Ereignisse, die erst vor ein paar Wochen stattfanden, scheinen weit entfernt in der Vergangenheit zu liegen. Dazwischen gibt es aber auch immer wieder einzelne Tage, die unendlich lang erscheinen, seltsam herausgehoben. Ein sehr merkwürdiges Gefühl, die Zeit nicht mehr als linear, sondern in einer chaotischen Weise einmal verdichtet und dann wieder kaugummiartig auseinandergezogen zu erleben. Es ist immer viel zuviel zu tun, also da ist kein Unterschied. Vermutlicherweise ist es eine Begleiterscheinung von Neuorientierung, einem Suchen und Finden, einem Einsammeln und Verwerfen, so wie in einem Wald voller Pilze. Diese werden schmecken, die brate ich heute abend, werde ich einfrieren, einkochen, verschenken – also alle in den Korb. Jene mag ich nicht, sind zu alt, schon angefressen, die lasse ich stehen. Und beim kurzen Innehalten mit dem übervollen Korb im Waldesdickicht fällt man heraus aus der Zeit, verwundert über das, was man tut, wo man ist, fragt sich ein wenig erschreckt, ob man den Weg wiederfinden wird.

12.05.06

spukgeschichten

Die Geister haben sich verzogen. Es mag sein, dass sie sich bei zuviel Sonnenschein und Wärme einfach in dunkle Ecken verkriechen, abwarten und Tee trinken. Ich sehe wohl, wie sie da sehr lebendig herumsitzen, höre sie tuscheln und vergnügt kichern, spüre ihre kalte, düstere Anwesenheit. Aber ich muss nicht hinschauen und kann das Tuscheln überhören. Sie sitzen nicht mehr so fest auf mir und nehmen mir den Atem. Kann wieder springen und singen. Sie hatten diesmal über viele Monate die Oberhand. Jetzt heisst es, zu beobachten, wann sie wieder aus den Ecken hervorquellen und dann die bis dahin hoffentlich geschärften Waffen einzusetzen, um sie nicht wieder übermächtig werden zu lassen. Ja, ich weiss, diese Hoffnung ist vermutlich trügerisch. Ein guter Text zum Thema bei Dale.

11.05.06

i'm so stupid !

Hier sitze ich jetzt mit hochrotem Kopf und fühle mich gerade schlecht und doch zugleich auch froh. Zuerst einmal eine Entschuldigung an Euch alle. Als ich eben in meinen Blogeinstellungen herumguckte, fand ich alle Eure Kommentare seit Januar. Damals wollte ich die Wortbestätigung einstellen, habe aber wohl zugleich eine Einstellung aktiviert, die bewirkt, dass die Kommentare vor der Tür stehen bleiben. Jetzt eben öffnete ich diese Tür, und alle standen davor und schauten mich freundlich an. Seit Januar, die Ärmsten. Danke für Eure Worte.

in der frühe

Unglaublich, dass das, was einem am frühen Morgen geschieht, so hartnäckig den ganzen Tag bestimmt. Das Erwachen aus einem schlechten Traum, eine geringfügige Unstimmigkeit am Frühstückstisch, ein falsches Wort, irgendetwas kleines, aber frühes holt die Grundstimmung des Tages hervor und zementiert sie. Selbst wenn danach der ganze Tag absolut phantastisch verläuft, ist diese Grundstimmung vom Morgen unterschwellig immer da. Nicht zu beschreiben, was ein solchermassen früh getrübter Tag mit einem macht, wenn es Ärger und Probleme gibt. Man ist nur noch ein waidwundes Reh. Einen Zuwachs an Stabilität wird es an diesem Tag nicht mehr geben. Morgen vielleicht, wenn man achtsam ist in den frühen Stunden, in denen man so besonders durchlässig ist.

08.05.06

yield to reason

Dieses Immer-ganz-bei- sich-sein, das so schwer zu halten ist. Dieser immer-falsche Ort, an dem man sich gerade befindet. Diese immer wieder verworfene letztendliche Konsequenz.